interview

„Diesen Einstieg für Kinder in den Sport zu schaffen, dabei will ich mithelfen.“

Jan Schuster ist seit gut neun Monaten der Regionalkoordinator für SPORT VERNETZT in Rheinland-Pfalz und den umliegenden Regionen. Der 28-jährige gebürtige Saarländer ist im Hauptberuf Sportlehrer in Mainz und begleitet seine Arbeit bei SPORT VERNETZT mit einer sportwissenschaftlichen Promotion bei Prof. Dr. Tim Bindel an der dortigen Universität. Wir haben mit ihm über Sport und die Vernetzung gesprochen.

Trier und Bürstadt

Jan Schuster über zwei Standorte, an denen in seiner Region SPORT VERNETZT schon in Aktion ist.

Jan, was ist deine Sportart?

Fußball, meine Sportart ist Fußball. Ich komme aus einem ganz kleinen 400-Einwohner-Dorf, in dem es gar keinen Sportverein gibt. Aber es gibt ja oft einen gemeinsamen Sportverein der anliegenden Dörfer, und das war in dem Fall ein Fußballverein, der SV „Blau-Weiß“ Überroth. So bin ich zum Fußball gekommen, habe dadurch den Weg in den Sport gefunden und meine Freunde im Sport kennengelernt.

Was ist deine Motivation, bei SPORT VERNETZT dabei zu sein?

Auf jeden Fall trägt dieser Leitgedanke, möglichst vielen Kindern eine Sportbiografie zu ermöglichen, viel dazu bei. Diesen Einstieg für Kinder in den Sport zu schaffen, dabei will ich mithelfen.

Wie bist du denn zu SPORT VERNETZT gekommen?

SPORT VERNETZT wurde für mich durch die Idee, mich beruflich zweigleisig aufzustellen, relevant. Tatsächlich habe ich Lehramt studiert, Sport und Erdkunde, habe mein Referendariat gemacht und dann gemerkt, dass ich gerne eine andere Struktur kennenlernen, was anderes sehen möchte. Dann habe ich meinen Uniprofessor Tim Bindel kontaktiert und ihn gefragt. Und weil ich damals wegen des ALBAthek-Umbaus in einem Seminar schon Kontakt zu ALBA hatte, lag etwas in dieser Richtung auf der Hand. Letztendlich sind wir auf die Möglichkeit gestoßen, ein SPORT-VERNETZT-Cluster hier in Rheinland-Pfalz zu etablieren und das mit der Uni und Tim Bindel im Rahmen einer Promotion zu verknüpfen.

Als Sportlehrer bist du also schon tätig?

Genau. Ich bin mit einer halben Stelle an einer Realschule plus und unterrichte aktuell die Fächer Sport und Mathematik. Parallel habe ich diese halbe Stelle als Cluster-Koordinator für SPORT VERNETZT.

Wie lautet denn der Titel deiner Promotion?

Der erste Entwurf des Titels lautet „Netzwerken als sportpädagogische Praxis“. Das heißt, letztendlich begleite ich das, was ich in meinem beruflichen Alltag bei SPORT VERNETZT mache, wissenschaftlich, indem ich eine Auto-Ethnographie schreibe. Ich beobachte das Geschehen von innen und außen. Welche Praktiken gibt es innerhalb meiner Arbeit, welche Typologien des Netzwerkens gibt es in der sportpädagogischen Praxis? Am Ende geht’s darum, was genau passiert und wie wir SPORT VERNETZT Rheinland-Pfalz aufbauen. Dabei wird ein Modell entwickelt, das dann möglichst auch allgemeingültig ist.

Aus der Metaebene zurück in die Realität: Was sind deine Aufgaben als Cluster-Koordinator?

Es geht praktisch darum, die SPORT-VERNETZT-Standorte in Rheinland-Pfalz, aber auch Saarlouis im Saarland und Bürstadt und Darmstadt in Hessen zu begleiten, mit ihnen die Idee zu schärfen, weiterzuentwickeln und neue Standorte aufzubauen.

Was ist denn bei euch im Südwesten bisher schon passiert?

Es war ein erfolgreiches erstes halbes Jahr für mich. Ich habe die ersten Kick-Offs bereits miterleben dürfen, etwa in Trier, wo wir in Trier-West mit dem Basketball-Zweitligisten Gladiators gestartet sind. Sie gehen mehrfach in der Woche an den Campus West, machen offene Basketball-Angebote, und hieraus haben sich sogar zwei neue Mannschaften entwickelt, eine U10 und eine U12. In Bürstadt hat sich das ein bisschen anders gestaltet. Dort hatten wir auch einen schönen Kick-Off mit viel Bewegung, mit bestem Wetter und supervielen Kindern von vier Schulen. Hier ist besonders, dass ein Quartiersbüro gesagt hat: Wir feiern die Idee von SPORT VERNETZT und wollen ein Teil davon sein. Und das Schöne ist: Sie haben Ressourcen. Gleich drei Personen haben einen Trainerschein und gehen jetzt an die Schulen. In Bürstadt haben wir gute Personen, echte Sportmenschen.

In Ludwigshafen geht’s jetzt auch los, oder?

Ja, da gibt’s Ende März den Kick-Off. Hier haben wir ein ganz besonderes Modell mit dem Unternehmen BASF als Förderer. Wir bespielen dort drei Schulen und eine Kita mit drei Vereinen: mit dem TFC Ludwigshafen, dem ABC Ludwigshafen und der LLC Ludwigshafen.

In Mainz seid ihr einen ganz besonderen Weg gegangen …

Genau! In Mainz haben wir im Dezember 2024 einen neuen Verein gegründet, einen Mädchensportverein. Das Ziel davon ist es, weitere geschützte Räume für Mädchen und junge Frauen zu eröffnen, in denen Sport getrieben werden kann. Wir gehen es aber auch da langsam an und starten mit einer AG, wollen noch eine Kita dazuholen und langfristig wachsen. Es ist ein sehr junger Verein, aber mit großem Potenzial. Die Uni ist mit an Bord. Studierende aus dem Seminar zu SPORT VERNETZT haben den Verein letztlich gegründet.

Was ist noch so geplant?

Wir haben auch in Andernach einen Standort. Dort ist der Turnerbund sehr engagiert und die Grundschule Hasenfänger im Ganztagsschulprojekt von SPORT VERNETZT dabei. Zusätzlich arbeiten wir auch an einem Kick-Off in Bad Kreuznach, wo wir schöne Strukturen vorgefunden haben und alle sehr motiviert an einem Strang ziehen.

Welche Ideen schwirren dir darüber hinaus im Kopf herum?

Ich fände es beispielsweise sehr schön, wenn wir bei SPORT VERNETZT die Anzahl der Schwimmangebote deutlich erhöhen könnten. Flächendeckend Schwimmen anzubieten, gerade für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, wäre sehr sinnvoll. Man kann Sportangebote auch mit Sprachkursen koppeln. Vielleicht ginge auch der Ausbau von Eltern-Kind-Angeboten, um den Eltern ebenfalls eine Sportbiografie zu ermöglichen.

Was gefällt dir an deiner Arbeit mit SPORT VERNETZT am besten?

Es gibt immer wieder viele schöne Momente. Generell macht mir einfach der Austausch Spaß. Man kommt immer wieder mit Leuten in Kontakt, die sehr viel dafür investieren, jungen Menschen etwas zu ermöglichen. Das ist einfach schön.

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