interview

„SV heißt nicht nur Sportverein, sondern auch soziale Verantwortung.“

Leonie Schulte ist beim SV Werder Bremen als Koordinatorin Netzwerkverbund sowohl für SPORT VERNETZT als auch für das Werder-Konzept Spielraum zuständig. Als Regionalkoordinatorin für die Region Bremen installiert die 33-Jährige gerade gemeinsam mit der Leher Turnerschaft in Bremerhaven und den Bremer Vereinen Blumenthaler SV und TURA Bremen drei Sportmanager:innen. Wie sie zu Werder kam und wo sich der Fußball-Bundesligist überall wie engagiert, hat sie uns im Interview erzählt.

Leonie, erzähl uns ein bisschen von deiner Sportbiografie.

Als ich sechs Jahre war, habe ich erst mit meinem kleinen Bruder zusammen in einem Verein mit Fußball angefangen. Dann war ich irgendwann mal bei einem Handballtraining von meinem großen Bruder und habe da zugeguckt. Kurz darauf hat mich eine Freundin zum Handball mitgenommen, und dann habe ich einige Jahre lang bis in die Jugend beides gespielt, Handball und Fußball. Irgendwann habe ich mich für den Handball entschieden, auch bei Werder gespielt und spiele das auch nach wie vor bei einem Verein in der Nähe von Bremen.

Wie bist du dann beruflich zum SV Werder Bremen gekommen?

Ich bin in Bremen geboren, aber komme aus Delmenhorst, also 20 Kilometer von Bremen entfernt. Die Bremer Nähe war auf jeden Fall schon immer gegeben. Deshalb war ich verständlicherweise auch Werder-Fan. Ich habe, bevor ich vor einem Jahr bei Werder angefangen habe, ein Inklusionsprojekt im Sport in der Nähe von Oldenburg geleitet.

Du bist also auch schon länger auf der Suche danach, wie mehr Kinder in Bewegung gebracht werden können …

Ich habe Sportwissenschaften, Prävention und Rehabilitation in Leipzig studiert. Also es ging bei mir schon immer in Richtung Gesundheitsförderung. Das Inklusionsprojekt in Niedersachsen habe ich dann über drei Jahre begleitet und hatte da auch viel Spaß, vor allem für Gruppen etwas auf die Beine zu stellen, die sonst nicht so den leichten Zugang zum Sport haben. Und diese Parallele sehe ich zu SPORT VERNETZT. Weil wir hier den Kindern und Jugendlichen, die sonst nicht so einfach den Weg in den Sport und die Bewegung finden, bessere Möglichkeiten geben können.

Worin siehst du die Kraft des Sports?

Aus meinen persönlichen Erfahrungen im Sport, als Mannschaftssportlerin, weiß ich, wie viel der Sport uns geben kann. Wir machen so viele positive Gemeinschaftserfahrungen. Das motiviert mich immer sehr und gibt mir ein starkes Zugehörigkeitsgefühl, wenn ich gemeinsam mit anderen auf ein Ziel hinarbeite.

Der SV Werder ist als sozial engagierter Verein deutschlandweit bekannt. Wie ist die Arbeit an den Schulen und in den Stadtteilen denn gestartet?

Anfang 2000er ist alles entstanden. Damals gab es das Projekt „100 Schulen, 100 Vereine“. Klaus-Dieter Fischer, der ehemalige Werder-Präsident, war da eine ganz große treibende Kraft. Er hat auch mal gesagt: „SV heißt nicht nur Sportverein, sondern auch soziale Verantwortung.“ Bei „100 Schulen, 100 Vereine“ konnten sich die Institutionen bewerben und dann gab es Freikarten oder zum Beispiel eine AG. 2021 ist dann das SPIELRAUM-Konzept mit der sozialraumorientierten Sportidee gestartet. Daraufhin wurden 13 Sozialräume als Spielräume in Bremen definiert und sieben potenziell wichtige Sozialräume in Niedersachsen und räumlicher Nähe von Bremen.

Wie sieht das konkret aus?

Wir haben unterschiedliche Programme, die zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Wir sprechen von Betreuungszeit, also Kita und Schule, von Freizeit, zum Beispiel Inklusion und Bolzplatz, und von Ferienzeit. In der Ferienzeit finden die Feriencamps statt, die von der Fußballschule durchgeführt werden. Die Fußballschule ist nicht unserer Abteilung angegliedert, aber da sind wir auch immer im steten Austausch.

Könntest du die Programme noch etwas genauer erläutern?

In unserer Betreuungszeit, also Kita und Schule, worauf wir uns auch mit SPORT VERNETZT überwiegend konzentrieren, da gibt es verschiedene Partner. In den Kitas bieten wir vor allem die Mini-Ballschulen an und in den Grundschulen die Ballschulen, teilweise auch inklusive Ballschulen. In den weiterführenden Schulen haben wir dann Sport-AGs oder auch Fußball-AGs. Wir haben in einem Sozialraum auch eine Grundschulserie. Viermal im Jahr, als eine kleine Liga.

Was macht ihr noch?

Bei den Bolzplätzen, also in der Betreuungszeit, haben wir 10 Standorte mit 15 wöchentlichen Bolzplatz-Angeboten, darunter zum Beispiel zwei neue, die nur für Mädchen sind. Besonders an den Bolzplatz-Angeboten ist, dass die Kinder und Jugendlichen dafür keine Mitgliedschaft brauchen. Eine Programmkoordination ist für alles verantwortlich. Und dann haben wir den Inklusionsbereich. Da gibt es zum Beispiel die Werder-Youngstars, die Inklusionsmannschaft, die wöchentlich trainiert, dann auch zu verschiedenen Turnieren fährt und in einer Bunten Liga spielt.

Was ist das Ziel für die neuen SPORT-VERNETZT-Sportmanager:innen?

Wir wollen mit ihnen in ihren Regionen, also Bremerhaven-Lehe, Bremen-Blumenthal und Bremen-Gröpelingen vor allem Kitas und Grundschulen aufsuchen, die wir noch nicht bespielen, und dort ein Netzwerk und neue Angebote aufbauen.

Gibt es ein jährliches Ereignis, das euer Highlight ist?

Ein cooles Event, mit dem man fast alle Programme vereinen kann, ist der Werder-Cup, zu dem einmal im Jahr alle rund ums Weserstadion und die Trainingsplätze der Profis zusammenkommen. Er findet immer einmal im Jahr zum Ende des Schuljahres statt. Wir veranstalten dann drei Tage lang verschiedene Turnierformate wie den Grundschul- und Kita-Cup, den Vereins-Cup für unsere Partnervereine, einen Cup mit weiterführenden Schulen und auch einen Inklusions-Cup.

Wie sehen Werders Zukunftspläne im SPIELRAUM-Konzept aus?

Wir wollen uns an den Standorten, an denen wir derzeit arbeiten, vor allem in die Tiefe weiterentwickeln, mehr und bessere Angebote schaffen. Und dann ist da ja das Thema Ganztag. Das haben wir auch sehr deutlich im Blick.