interview

„Sport war total wertvoll für meine gesamte Entwicklung. Von den Grundlagen, die ich damals gelegt habe, profitiere ich noch heute.“

ZDF-Moderator und Journalist Mitri Sirin ist Botschafter von ALBA BERLINs bundesweiter Sportbildungsinitiative SPORT VERNETZT und wuchs in Rheine auf. Im Interview erzählt er von seiner eigenen Sportbiografie, seiner Rolle in der Initiative und davon, was er sich für seine Heimatstadt wünscht.

Mitri, wie hast du deine Kindheit in Rheine in Erinnerung?

Schotthock war schon eher ein tristes Viertel mit Leuten, die nicht so viel Geld verdient haben. Keine Feine-Leute-Gegend. Meine Eltern waren beide in der Fabrik beschäftigt und arbeiteten im Schichtsystem. Ich war ein Schlüsselkind: Meine Schwester und ich hatten einen Wohnungsschlüssel und mussten uns selbst organisieren. Da war ich viel unterwegs. In der Schule habe ich es mehr schlecht als recht hinbekommen. Ich liebte es einfach, draußen zu sein und Fußball zu spielen. Wir wohnten in einer Blocksiedlung, fünfstöckige Häuser. Da kickten wir immer auf die Garage. In der Schule spielten wir in den Pausen mit Tennisbällen oder Cola-Dosen. An meinen Schulsport kann ich mich dagegen nur noch dunkel erinnern. Der Sport kam erst über die Hof-Kickerei zwischen den Häuserblocks. Jemand fragte mich, ob ich nicht mit in den Verein kommen will, das war erst in der D-Jugend. Von da an war ich Vereinskind – und das war auch gut.

Wie hast du den Übergang vom Straßenkicker zum Vereinsspieler erlebt?

Ich trieb mich nicht mehr so viel draußen herum und habe nicht mehr so viel Mist gebaut, wie meine Mutter immer sagte. Ich war behütet unter den Fittichen von zwei Trainern. Dadurch habe ich mich sozialisiert und mich mit allen aus meinem Fußballverein angefreundet. Wir waren damals auch erfolgreich, das schweißt natürlich zusammen. Wir wurden Meister und sind in die Westfalen-Auswahl berufen worden, fuhren nach Kaiserau oder Duisburg zum Auswahltraining. Eine richtig coole, erfolgreiche Zeit, auch sozial.

Was hat dir der Sport gegeben?

Sport war ein Fluchtpunkt. Man konnte, wenn man gut war, schnell Erfolge feiern. Michael Prus war damals ein Fußballprofi beim VfB Rheine, der zu Schalke 04 gewechselt ist. Den haben wir alle bewundert. Das wollten wir natürlich auch. Wenn der Sport dir so eine Erfolgsgeschichte ermöglichen kann, dann strengst du dich gleich noch einmal mehr an. Mit elf, zwölf waren das damals meine Gedanken. Ich glaube, dass das vielen so geht, die in so einem Umfeld aufwachsen, die von etwas Großem träumen. Wenn der Sport der Schlüssel zu etwas Großem sein kann, ist das super. Das funktioniert heute immer noch. Wenn wir so etwas mit SPORT VERNETZT fördern können, sollten wir es unbedingt versuchen. Als Botschafter will ich, dass Kinder genau davon träumen können: von einer Erfolgsgeschichte für sich und für andere

Bist du heute genauso sportbegeistert wie damals?

Absolut! Es war total wertvoll für meine gesamte Entwicklung. Von den Grundlagen, die ich damals gelegt habe, profitiere ich noch heute. Das sind nicht nur sportliche, sondern auch soziale Skills. Man lernt viel über Respekt und den Umgang mit Anderen, Regeln einzuhalten. Das habe ich alles im Sportverein gelernt. Auch im Wettbewerb, im Spiel. Sport in irgendeiner Form, egal was, sollte jede und jeder einmal machen.

Und bist du heute auch noch sportlich aktiv?

Ich bekomme schlechte Laune, wenn ich keinen Sport mache. Ich bin beruflich viel unterwegs, deshalb beschränkt es sich bei mir meist auf das Joggen. Da gibt es keine Hürden wie eine Sporttasche oder einen festen Ort, den man dazu braucht. Ich jogge viel und regelmäßig und habe als Backup mein Rennrad. Außerdem bin ich Fan und liebe quasi jeden Sport.

Wie erlebst du als dreifacher Vater den Schulsport deiner Kinder?

Ich bekomme auf jeden Fall mit, dass Sportunterricht immer als Erstes ausfällt. Klar haben Physik, Mathe oder Sprachen oft Vorrang. Wenn es aber bedeutet, dass das Sportangebot gleichzeitig abgebaut wird, finde ich das nicht gut. Die Schülerinnen und Schüler haben oft nur zwei Stunden Sport oder weniger in der Woche. Dabei ist und bleibt die Schule eine wichtige Schnittstelle für Kinder zum Übergang in die Vereine. ALBA engagiert sich an Schulen und Kitas in Berlin und der Region ja schon lange. Das ist so naheliegend und so einfach. Deshalb wundert es mich, dass diese Ideen nicht schon längst von den Fachleuten aus der Bildung aufgegriffen wurden. SPORT VERNETZT ist daher genau die richtige Idee, mit dem richtigen Ansatz am richtigen Ort.

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